- Anarchie
- Anarchie Sf "Gesetzlosigkeit, Chaos" erw. fach. (16. Jh., Form 18. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus ml. anarchia, dieses aus gr. anarchía, einem Abstraktum zu gr. ánarchos "führerlos, zügellos", zu gr. archós m. "Führer" und negierendem gr. an- (a-). Gr. archós ist Nomen agentis zu gr. árchein "führen, herrschen" ("an der Spitze gehen"). Im Griechischen ist Anarchie zunächst Bezeichnung für das Fehlen eines Anführers bzw. Heerführers, dann auch - im Zusammenhang politischer Staatstheorien - für die aus dem Zustand der Herrscherlosigkeit resultierenden Ausschreitungen. Seit dem 17. Jh. vermehrt Gegenstand neuzeitlichen Nachdenkens über die bestehenden Machtverhältnisse. Täterbezeichnung: Anarchist; Adjektiv: anarch(ist)isch.Ebenso nndl. anarchie, ne. anarchy, nfrz. anarchie, nschw. anarki, nnorw. anarki. Zu der Sippe von gr. árchein "führen" gehören zunächst die mit Anarchie parallelen Hierarchie, Oligarchie, Monarch, Patriarch, teils als Komposita mit archós "Führer", teils als Abstrakta zu solchen Bildungen (-arch). Zu dessen Kompositionsform gr. archi- gehören archi-, Archipel, Architekt und die frühen Entlehnungen Erz-, erz- und Arzt. Vermutlich mit Lokativ-Suffix unmittelbar aus dem Verb gebildet ist Archiv. Mit der Bedeutung "(an der Spitze), alt" zu der Nominalbildung gr. archḗ "Ursprung" das Adjektiv archaisch und Archäologie.✎ DF 1 (21995), 513-521;HWPh 1 (1971), 267-294;Grossmann/Grünberg (1971), 13-35;Grundbegriffe 1 (1972) 49-109;Irrlitz, G. in Welskopf 5 (1981), 191-234;Voser, G.: Anarchismus (Frankfurt/Main 1982);Deleplace, M. DUSP 4 (1987), 3-33;Strauß u.a. (1989), 57-74;Richter (1981), 148 (zu gr. archḗ). l griechisch
Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache. 2013.